Allgemeines und Ps 1

Mi 21. Mai 2025 - 19:30
Olaf Latzel

Stichpunkte

1. Die Andacht zu Ps 1,6

Der Herr kennt den Weg der Gerechten. (Ps 1,6)

1. Weiß ich, daß ich gerecht bin?
2. Weiß ich um meinen Weg?
3. Weiß ich, daß der Herr meinen Weg kennt?


2. Aufbau der Einheit „Die Psalme“

1. Allgemeines zu den Psalmen
2. Psalme und Gottesdienst
3. Dankpsalme
4. Rachepsalme
5. Bußpsalme
6. Psalme auserhalb des Psalters


3. Martin Luther – Über die Psalmen

In seiner Vorrede zum Psalter in der Deutschen Bibel schreibt Martin Luther über die Sprachkraft der Psalmen Folgendes:

„Ein menschliches Herz ist wie ein Schiff auf einem wilden Meere, welches die Sturmwinde von allen vier Himmelsrichtungen hin und her treiben: von hierher stößt Furcht und Sorge vor zukünftigem Unglück; von dorther fährt Gram und Traurigkeit über gegenwärtiges Übel; von da weht Hoffnung und Vermessenheit im Blick auf zukünftiges Glück; von dort bläst Sicherheit und Freude über gegenwärtigen Gütern. Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und es von Grund ausschütten. Denn wer in Furcht und Not steckt, der redet sehr viel anders vom Unglück, als wer in Freuden schwebt; und wer in Freuden schwebt, der redet und singt sehr viel anders von Freuden, als wer in Furcht steckt. Es kommt nicht von Herzen, sagt man, wenn ein Trauriger lachen oder ein Fröhlicher weinen soll; das will heißen: seines Herzens Grund steht nicht offen und kommt nicht heraus ans Licht. Was ist aber das meiste im Psalter anderes als solch ernstliches Reden in allerlei solchen Sturmwinden? Wo findet man feinere Worte von Freuden als in den Lob- oder den Dankpsalmen? Da siehst du allen Heiligen ins Herz wie in schöne Lustgärten, ja wie in den Himmel; du siehst, wie feine, liebliche, herzerfreuende Blumen darin aufgehen von allerlei schönen, fröhlichen Gedanken gegen Gott um seiner Wohltat willen.
Andererseits, wo findest du tiefere, von Klage und Jammer mehr erfüllte Worte der Traurigkeit als in den Klagepsalmen? Da siehst du abermals allen Heiligen ins Herz wie in den Tod, ja wie in die Hölle. Wie finster und dunkel ist’s da von allerlei betrübtem Anblick des Zornes Gottes! Ebenso auch, wo die Heiligen von Furcht oder Hoffnung reden, da gebrauchen sie solche Worte, dass dir kein Maler die Furcht oder die Hoffnung so abmalen und kein Cicero oder Redekundiger sie dir so schildern könnte. Und, wie gesagt, das Allerbeste ist, dass die Psalmisten diese Worte Gott gegenüber und mit Gott reden; denn das bewirkt, dass doppelter Ernst und zwiefältiges Leben in den Worten liegt. Denn wo man sonst Menschen gegenüber von solchen Dingen redet, geht es nicht so stark von Herzen, brennt, lebt und drängt nicht so sehr. Daher kommt’s auch, dass der Psalter aller Heiligen Büchlein ist, und ein jeder, in welcher Lage er auch ist, Psalmen und Worte darin findet, die sich auf seine Lage reimen und so auf ihn passen, als wären sie nur um seinetwillen so geschrieben; er könnte sie auch selbst nicht besser verfassen oder erfinden, noch sich bessere wünschen. Das ist dann auch dazu gut: wenn einem solche Worte gefallen und sie auf ihn passen, dann wird er dessen gewiss, er sei in der Gemeinschaft der Heiligen, — es sei ja allen Heiligen so ergangen, wie es ihm geht, weil sie alle das gleiche Liedlein mit ihm singen; — besonders dann, wenn er die Worte in solcher Weise auch Gott gegenüber reden kann, wie sie es getan haben. Dies muss freilich im Glauben geschehen, denn ein gottloser Mensch findet keinen Geschmack an solchen Worten.“


4. Allgemeines zu den Psalmen

- Die hebr. Überschrift des Buches der Psalme lautet tehellim was so viel wie Loblieder bedeutet; in der griechischen Übersetzung des AT, der Septuaginta, werde sie mit psallein überschrieben, was soviel wie „zur Laute singen oder zupfen“ heißt und auf Vortragsstücke schließen lässt. Das Psalterion ist das Zupfinstrument das zum Gesang des Psalmens gespielt wurde.

- Das Buch der Psalme ist wie die Thora, die fünf Bücher Mose, fünfgeteit: 1.Buch 1-41; 2.Buch: 42-72; 3.Buch: 73-89: 4.Buch 90-106; 5.Buch: 107-150.

- Das Psalmbuch ist zudem das umfangreichste Buch der 66 Bücher der Bibel und beinhaltet zudem auch das längste Kapitel der Bibel, den Psalm 119, der ein Loblied auf die Bibel und das Gesetz ist.

- Innerhalb dieser einzelnen Bücher gibt es noch Gruppen und Sammlungen von Psalmen (äußerliche Kennzeichen): die Davidspsalme (3-41); die Königspslame (92-100); die Asafspsalme (73-83) Korachpsalme (42-49) Wallfahrtslieder (120-134).

- Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Gattungen von Psalmen (inhaltliche Kennzeichen): Klagepsalme (44); Lob und Dankpsalme (18); Bußpsalme (130); Lehrpsalme (1); messianische Psalme (2); Schöpfungspsalme (8), geschichtliche Psalme (78). Darin gleichen die Psalmen unseren Liederbüchern heute, die sie maßgeblichst mit beeinflusst haben.

- Ca. 100 Psalme geben in den Überschriften den Namen des Verfassers an bzw. den, für den der Psalm gedichtet wurde: David; Salomo; Asaf; Korach; Mose; Heman; Etan

- Psalmen gibt es in der Bibel nicht nur im Buch der Psalme, sondern diese Gattung des geistlichen Liedes begegnet auch an anderen Stellen (2.Mo 15,1-18; 1.Sam 2,1-10; Jes 38,10-20, Jona 2,3-10; Lk 1,46-55; Lk 1,67-79)

- Das Psalme spielt in der christlichen Gemeinde von Anbeginn an eine große Rolle: insgesamt 104 Psalmstellen werden im NT zitiert z.T. auch wörtlich wiedergeben. Aus keinem anderen Buch der Bibel, wird so oft im Gottesdienst gelesen wie aus diesem.


5. Die Form der Psalmen

- Inhaltliche Grundform aller Psalmen ist der so genannte „parallelismus membrorum“ (Parallelität der Glieder).

- Das bedeutet allen Versen der Psalmen liegt diese Doppel bzw. Dreifachstruktur zu Grunde, die in Form und Inhalt parallel aufgebaut sind. Man unterscheidet dabei vier unterschiedliche Unterarten dieses Parallelismuses:

1. Der synonyme Parallelismus (gleichartige):
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. (Ps 36,6)

2. Der antithetische Parallelismus (entgegnende):
Sie sind niedergestürzt und gefallen,
wir aber stehen und halten stand. (Ps 20,9)

3. Der synthetische Parallelismus (weiterführende):
Herr, schaffe mir Recht, denn ich bin unschuldig!
Ich hoffe auf den Herrn, darum werde ich nicht fallen. (Ps 26,1)

4. Der klimaktische Parallelismus (Schlagwort aufnehmende):
Bringet dar dem Herrn, ihr Himmlischen,
bringet dar dem Herrn Ehre und Stärke! (Ps 29,1)

- Diese parallele Struktur auch in der deutschen Übersetzung zum Ausdruck zu bringen ist häufig sehr schwer und bisweilen unmöglich.


6. Der Text: Psalm 1

1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, 2 sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! 3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. 4 Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut. 5 Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. 6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.
(Ps 1,1-6; Luther 84)

1 Wohl dem, der nicht wandelt nach den Lehren der Gottlosen und nicht tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt im Kreise der Spötter, 2 vielmehr Gefallen hat am Gesetz des Herrn und sinnt über sein Gesetz bei Tag und bei Nacht! 3 Der gleicht einem Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Früchte bringt zu rechter Zeit und dessen Laub nicht welkt; und alles, was er beginnt, das gelingt. 4 Nicht also die Gottlosen: nein, sie gleichen der Spreu, die der Wind verweht. 5 Darum werden die Gottlosen nicht im Gericht bestehn und die Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten. 6 Denn es kennt der Herr den Weg der Gerechten; doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben.
(Ps 1,1-6; Menge)


7. Die Auslegung zu Ps 1 in acht theologischen Schlaglichtern

1. Die Stellung des Psalm 1 im Gesamtbuch
2. Die zwei Wege
3. Der Rat der Gottlosen; die Lehre der Gottlosen
4. Die Bedeutung des Wortes Gottes
5. Der Baum an den Wasserbächen
6. Die Nicht-verwelkenden-Blätter
7. Das Wohlgeraten
8. Das Verderben

Psalmen 1,1-6Luther 1984

1Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, 2sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! 3Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. 4Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut. 5Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. 6Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

Weitere Inhalte

Zurück zur Startseite